Berufsethik 

 

 

Wir stellen uns mit den Polizistinnen und Polizisten den ethischen Fragen um die Anwendung von Macht und Gewalt, Befehl und Gehorsam, der Verantwortung und des Gewissens, den Themen Sterben, Tod und Trauer, der Menschenwürde, der Gerechtigkeit und den Fragen der Arbeits- und Lebenszufriedenheit,…

Wir tun dies in der Ausbildung an den vier Standorten der Institute für Ausbildung und Training (Biberach, Lahr, Wertheim und Herrenberg), an der Hochschule, aber auch später in den verschiedensten Fortbildungen.

Aufgabe der Berufsethik in der Polizei ist es, über berufliche Erfahrungen nachzudenken mit dem Ziel, jetzt und in Zukunft bewusst und verantwortlich handeln zu können.

Der Polizeiberuf mit seinen besonderen Gefahren und Pflichten fordert heraus, immer wieder neu Werte und Normen des beruflichen Handelns zu reflektieren und sich bewusst zu machen. Berufsethische Reflexion ist ein wichtiger Beitrag zum verantwortlichen, angemessenen und darum auch zufrieden stellenden Umgang mit Menschen und Aufgaben.

 

WegweiserDie Frauen und Männer in der Polizei sind oft mit menschlichen Extremsituationen konfrontiert. Beim Dienst in der Polizei handelt keiner nur als Privatperson. Alle müssen stets in der Lage sein, ihre Entscheidungen und ihr Handeln umfassend zu verantworten:

  • vor den Bürgerinnen und Bürgern, für deren Schutz und Freiheit sie eintreten,
  • vor ihren Vorgesetzten oder vor Gericht oder in der Öffentlichkeit, vor sich und ihrem eigenen Gewissen.

Berufsethik will helfen, verantwortbare Entscheidungen zu treffen und dementsprechend zu handeln.

Legal - Legitim ?

Polizeibeamte sollen tun, was rechtens ist. Idealerweise ist das formale Recht (z.B. das Strafrecht oder das Strafprozessrecht) deckungsgleich mit den Gerechtigkeitsvorstellungen. Bei vielen Konflikten (z.B. beim Castor-Transport, bei Hausbesetzungen, bei politischen Demonstrationen …) pochen staatliche Behörden auf die strikte Einhaltung der Legalität, betroffene Bürgerinnen und Bürger jedoch halten Atomenergie, den Abbruch von Häusern oder politisch radikale Botschaften (von „links“ wie von „rechts“) für illegitim. Umgekehrt müssen Polizisten und Mitarbeiter staatlicher Behörden und Einrichtungen unter Umständen gegen ihren eigenen Gerechtigkeitsimpuls das Recht durchsetzen. Sie handeln stets öffentlich und müssen sich dabei am Recht orientieren. Ihr persönlicher Standpunkt spielt bei vielen Konflikten keine Rolle.

Prüfen !

Ethik im Bereich der Polizei benennt die Spannungs- und Konfliktfelder, in denen die Frauen und Männer ihren Dienst heute leisten. Gewohnheiten („Wir haben das schon immer so gemacht …“) oder Intuition („Diese Entscheidung ist schon irgendwie angemessen …“) bedürfen ständiger Überprüfung. Die Forschungsergebnisse der Human- und Sozialwissenschaften (etwa der Psychologie, der Pädagogik, Soziologie und der Kommunikationswissenschaften) helfen, bewusst zwischen Gewohnheit, „Normalität“ und Recht zu unterscheiden. Ferner fragt Berufsethik nach den Leitlinien, die den Männern und Frauen in der Polizei an die Hand gegeben werden können. Schließlich: die Gewissheit über die Ansprüche, an denen sich das Handeln ausrichten muss, ist Ziel der berufsethischen Diskussion:

Autorität

Verzichtete der Staat auf die Durchsetzung der Rechtsordnung, würde das geordnete Zusammenleben der Menschen in Freiheit beschädigt. Alle polizeilichen Tätigkeiten, Mittel und Ziele müssen sich in einem freiheitlichen, demokratischen Staat daran messen lassen, wie die staatliche Rechtsordnung zum Wohle aller Menschen durchgesetzt werden kann.

Entscheiden - Handeln

Umfangreiches Wissen (z.B. aus dem Bereich des Rechts und der Technik) und vielfältige Fähigkeiten (z.B. körperliche Leistungsfähigkeit, seelische Belastbarkeit, Teamfähigkeit) sind für den Dienst in der Polizei unerlässlich. Die Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten selber tragen durch ein waches Bewusstsein ihrer ethischen Verantwortung mehr zum Wohle der Menschen bei als durch alleiniges Verbessern ihres Wissens und stetes Trainieren ihres Könnens. Die Berufsethik bildet ein Forum für die Meinungs- und Urteilsbildung; die Teilnahme daran ist Ausdruck des Verantwortungsbewusstseins beim Dienst in der Polizei.