Impuls Juli 2025

 

Feldweg 

                     (Foto: Ulla Brinkmann)

 

Die erste Hälfte des Jahres geht zu Ende. Kaum spürbar werden unsere Tage mit ihrer hellen Stahlkraft jetzt wieder kürzer.                                                                  .                                                                                                               

Mit dem Gedenken an Johannes den Täufer Ende Juni ist auch kirchlich gesehen ein Wendepunkt markiert. Wir dürfen gespannt sein, was das Jahr noch bringen wird.

Wir müssen aber auch sehen, was wir selbst dazu beitragen können, damit 2025 schließlich zu einem guten Jahr wird.                                                                                                                                                                                                                                            

Wären wir jetzt bei meiner Lieblingssportart, dem Fußball, dann würde ich kräftig die Daumen drücken, meinen VfrR anfeuern und darauf hoffen, dass die Akteure in der zweiten Hälfte noch eine Schippe drauflegen.      

 Nun ja: Beim Sport kann man zuschauen, im täglichen Leben aber agieren wir selbst. Wir stehen in der Verantwortung, dass am Ende etwas Gutes herauskommt.              

 "Aber, was ist gut?" mögen Sie zu Recht fragen - ich stelle mir diese Frage oft genug selbst: "Gut ist, was dem Leben dient - Mensch, Kreatur und Schöpfung schützt und bewahrt" ist meine spontane Antwort.              

Mit unserem täglich neu gelebten Leben geben wir Antwort auf das Geschenk, das Gott uns mit unserer Existenz gemacht hat.            

Unser Leben - ein Geschenk? Unser Leben - gar ein Fest? Vielmals habe ich es so erlebt?            

Aber das ist keineswegs für alle so, und schon gar nicht zu jeder Zeit. Es ist kein Widerspruch, sondern eine andere Seite, eine andere Erfahrung, wenn Menschen für sich formulieren: Unser Leben ist eine Herausforderung, mutet uns bisweilen Aufgaben und Entscheidungen zu, an denen wir zu zerbrechen drohen.                

Was hält uns, und was hält mich persönlich?

Es war Martin Heidegger, der just in dem Jahr, als unsere Bundesrepublik gegründet wurde, innehielt und auf das blickte, was unserem Leben einerseits Festigkeit und zum anderen  Wachstum verleiht. So kam der Philosoph, dem der christliche Glaube längst fremd geworden war, dennoch zu der Erkenntnis, „dass alles Gediegene nur gedeiht, wenn der Mensch gleich recht beides ist: bereit dem Anspruch des höchsten Himmels und aufgehoben im Schutz der tragenden Erde.“                                                                                                                                                                                                                                  

Das gefällt mir und deckt sich zutiefst mit meiner eigenen christlichen Glaubens- und Lebenserfahrung: Ich will und muss gut eingewurzelt sein und gleichzeitig nach oben offen,  dann kann ich mich mutig und getrost zugleich nach vorne ausrichten, Gott und den Menschen dienen.                                                                                                                                                                                                                                   

Vielen Dank Ihnen allen für Ihren täglichen Dienst! Seien Sie in allem Gott befohlen!

 

Roger Baudy, Polizeiseelsorger aus Mosbach

 

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Impuls Mai 2025
 

Waldweg

Beistand anbieten und annehmen

 

 
Was hilft in einer Phase von dienstlichem oder privatem Stress?

Was hilft in einer Phase einer Verunsicherung, z.B. durch einen Konflikt oder einen Schicksalsschlag?

 

Die Resilienzforschung der vergangenen Jahrzehnte hat

7 „Säulen“ bzw. Kraftquellen identifiziert, auf die dieM enschen zugreifen konnten, die in besonders guter Weise ihren Weg durch Krisen und Schicksalsschläge gehen konnten.

 

1. Optimismus“ (Grundvertrauen: „das schaffe ich schon, irgendwie; ich kann einen seelischen Schutzschirm hochfahren“)

2. Akzeptanz („ich akzeptiere, was ich nicht ändern kann“)

3. Lösungsorientierung („ich starre nicht gebannt auf die Krise; ich schaue stattdessen achtsam auf die Lösung“)

4. Opferrolle verlassen („ich starre nicht länger auf die Schuldigen. Ich kremple jetzt die Ärmel hoch“)

5. Verantwortung übernehmen („Ich übernehme die Verantwortung für mein Leben“)

6. Zukunft planen („Ich überlege mir einen Plan B und C“)

 7. Netzwerkorientierung („Ich suche mir Unterstützung, und bin auch bereit, Unterstützung anzunehmen“)

 

Aus der Forschung wissen wir: die wichtigste Kraftquelle, die uns als soziale Wesen durch eine Krise hindurch trägt, ist diese „Netzwerkorientierung“, der „Beistand“ (wörtlich „das Beistehen“) von einigen wenigen nahen Menschen.  

 

Falls es für Sie gerade passt, könnten Sie für einen Moment innehalten, und die Frage auf sich wirken lassen:

„Wann konnte ich selbst einem Menschen, der eine Krise durchstehen musste, hilfreich ‚bei-stehen‘?  

Jemandem aus meiner Familie, meiner Partnerin, meinem Partner, einer Freundin, einem Freund, einer Kollegin, einem Kollegen…?

Wann konnte ich – gemeinsam mit anderen Menschen – eine „schützende Mauer“ um ihn bilden, so lange, bis seine eigenen Kräfte ihn wieder sicher getragen haben?“

 

Und wenn das Schicksal mir selber eine Krise zumuten würde:

Welche drei mir nahe Menschen könnte ich dann anrufen?

Und um „Beistand“ bitten?

Wer würde dann wohl gerne Teil einer „schützenden Mauer“ um mich werden?

 

Beistand anbieten, und Beistand dankbar annehmen:

Beides nimmt uns mit hinein in das Kraftfeld der Verbundenheit.

Beides schenkt uns die wertvolle Erfahrung, dass wir nicht nur auf den schönen Abschnitten unseres Weges, sondern eben auch auf den herausfordernden hilfreiche Begleiter an unserer Seite haben.

 

Mir ist seit einigen Jahren unsere tagsüber offene Dorfkirche zu einem Kraftort geworden.

Man kann dort für einen Menschen, um den man sich sorgt, oder auch für sich selbst um Gottes Beistand bitten, indem man eine Kerze entzündet.

 

Vor mehr als 2500 Jahren hat ein Beter eines Psalms seineberührende Erfahrung mit Gottes Beistand in die Worte gefasst:

Ich seh‘ empor zu den Bergen.

Woher kommt mir Hilfe?

Meine Hilfe kommt vom Herrn,

der Himmel und Erde gemacht hat.

Psalm 121, 1f

 

Auch die hohen Räume unserer Kirchen laden zu diesem Blick „nach oben“ ein.

 

Ein wohltuendes Lied nimmt diesen vertrauensvollen Blick des Psalms „nach oben“ auf:

 

„Ich seh‘ empor zu den Bergen,

 Sehnsucht: Wo ist Hilfe?

Mein BEISTAND kommt von dem Einen.

Alle Welt liegt in seiner Hand.

 

Er lässt deinen Fuß niemals wanken,

und der dich behütet, schläft nicht.

Er wird die Augen nicht schließen,

er, der herrscht über Raum und Zeit.

 

Dein Gott bleibt bei dir wie ein Schatten,

und er lässt dich niemals im Stich.

Die Sonne soll dich nicht blenden,

und nicht stören der Mond bei Nacht.

 

Er möge dein Leben bewahren,

und wende Gefahr von dir ab,

behüte all deine Schritte

bis ans Tor seiner Ewigkeit.“

 

Ihnen alles Gute für Ihren weiteren Arbeitstag!

 

Albrecht Sautter

Evang. Pfarramt für Polizei und Notfallseelsorge, Waiblingen, albrecht.sautter@elkw.de

 

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