Monatsimpuls der Polizeiseelsorge
Baden-Württemberg

 

März 2023

 

Frieden ist möglich

Mit diesem Buchtitel machte 1983 der Publizist und Theologe Franz Alt von sich reden. In diesen Tagen stellt sich aber eher die Frage: „ Ist Frieden möglich?“

Als ein Kinder der friedensbewegten Zeit der 70er und 80er Jahre lag es außerhalb meines Vorstellungsvermögens, dass es in Europa noch einmal zu einem Angriffskrieg kommen könnte.

Und doch gerade in den Stunden, in denen ich diesen Monatsimpuls schreibe, gibt es nur ein beherrschendes Thema – der Krieg in der Ukraine - verbunden mit einer Hilf- und Perspektivlosigkeit, da ein Ende noch nicht absehbar ist und sich die Spirale von Gewalt immer weiter dreht.

Das macht vielen Menschen in unserer Gesellschaft Angst, dass der Krieg mit seinen Opfern auch in unserer Gesellschaft, in Person von Geflüchteten angekommen ist.

Dass Friede möglich sein kann, wenn alte Denkmuster überdacht und alte Gräben übersprungen oder geschlossen werden, zeigt sich am Beispiel der deutsch-französischen Freundschaft.

Am 22. Januar 1963 wurde von Staatspräsident Charles de Gaulle und Bundeskanzler Konrad Adenauer in Paris der Elysée Vertag unterzeichnet.

Nach den blutigen Jahren des zweiten Weltkrieges und den Jahren zuvor, in denen auf beiden Seiten die sogenannte Erbfeindschaft gelehrt und gelebt wurde, hatten zwei Politiker den Mut und den Willen einen neuen Anfang zu setzen.

Franz Alt nimmt bei seinem Buch „Frieden ist möglich!“ die Bergpredigt aus der Bibel zur Grundlage für seine Argumentation. Hier steht ja in den sogenannten Seligpreisungen der Satz: „Selig die Frieden stiften, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.“

In diesen Tagen bedarf es mehr Menschen, die den Mut haben Friedensstifter zu werden. Es braucht mehr Menschen, die wie de Gaulle und Adenauer ausgetretene Pfade verlassen und Wege des Neubeginns und des Friedens suchen.

Herr, mache mich zum Werkzeug Deines Friedens


Bernard Metz

Polizeidekan

Polizeidekan für die Erzdiözese Freiburg

 Polizeiseelsorger für die Präsidien Einsatz, OG, PF

bernhard.metz@polizeiseelsorge.org


 

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Februar 2023

 

Die höchste Wertschätzung, die wir haben

Kerze mit Jahreslosung


Eine Kerze – mit der Jahreslosung von 2023.

Ein kleines Geschenk der Kirchengemeinde,

in der ich zu Hause bin.

Das neue Jahr ist inzwischen schon fortgeschritten,

aber noch immer habe ich das Wort unserer

Dorfpfarrerin im Ohr:

„Gönnen Sie sich das doch hin und wieder mal:

Zünden Sie die Kerze an, -

lassen Sie sich anleuchten von diesem Wort:

Du bist ein Gott der mich sieht!

Und schauen Sie einfach, was passiert …“ .

 

Tatsächlich habe ich das inzwischen schon einige Male getan. Passiert ist nichts, jedenfalls nichts Spektakuläres. Aber ich bin ins Nachdenken gekommen. Und mir fiel ein: Es gibt ein Gesehen-werden, das gut tut. Schon unter uns Menschen:

Der freundliche Busfahrer, der mich im Rückspiegel heranrennen sieht, außer Atem, und der anstatt einfach loszufahren, in der Busparkbucht auf mich wartet und mir die Tür nochmal öffnet .

Ein Gesehen-Werden das gut tut!

Oder der Arzt, der sich tatsächlich Zeit nimmt, der mich ernsthaft und gewissenhaft in Augenschein nimmt, sich tatsächlich interessiert für meine Beschwerden und in mehreren Begegnungen nicht lockerlässt, solange, bis er eine verlässliche Diagnose machen kann.

Ein Gesehen-werden, das gut tut.

Und wir alle haben schon erlebt, wie sehr das -zumal in unserer Polizeiwelt- aufbaut, wenn der oder die Vorgesetzte bei mir vorbeischaut – und mich sieht. Gar nicht zuerst meine Arbeit, sondern sich tatsächlich einfach dafür interessiert, wie es mir geht, als Mitmensch und Kollege.

Es gibt ein Gesehen-werden, das gut tut, - schon unter uns Menschen.

„Wertschätzung“ ist ein anderes schönes Wort dafür.

Manchmal wenn ich mich in so guter Weise gesehen fühle,

dann meine ich, Gott selbst betrachtet mich freundlich – durch die Augen meiner Mitmenschen

– und freu mich daran. Vielleicht geht es Ihnen ja ähnlich.

Sieht Gott mich aber auch dann, wenn es mir mit den Menschen um mich rum nicht so gut geht?

Wenn ich mich von Mitmenschen übersehen und übergangen fühle,

vielleicht sogar von denen, die mir am nächsten sind?

JA …Auch dann ruht dieser unendlich gütige und wertschätzende Blick Gottes auf mir.

Er gibt mir mein eigentliches Ansehen. Er gibt jedem von uns sein eigentliches Ansehen.

Darin haben wir Menschen den tiefsten Grund unserer Menschenwürde: Im Ansehen, das wir bei Gott haben, - unabhängig von unserem Ansehen, das wir bei Menschen haben, oder auch nicht haben.

Wie wertschätzend Gott uns ansieht, das können wir wohl gar nicht ermessen. Allenfalls ahnen.

Aber das ist schon mehr als genug…

Dieses kleine Dankgebet, das über dem Jahr 2023 steht, kann uns immer neu daran erinnern:

DU bist ein Gott, der mich sieht! Danke dafür!

 

Herzlich grüßt Sie Ihr Ulrich Enders

 

 

 

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