Impuls Mai 2025
 

Waldweg

Beistand anbieten und annehmen

 

 
Was hilft in einer Phase von dienstlichem oder privatem Stress?

Was hilft in einer Phase einer Verunsicherung, z.B. durch einen Konflikt oder einen Schicksalsschlag?

 

Die Resilienzforschung der vergangenen Jahrzehnte hat

7 „Säulen“ bzw. Kraftquellen identifiziert, auf die dieM enschen zugreifen konnten, die in besonders guter Weise ihren Weg durch Krisen und Schicksalsschläge gehen konnten.

 

1. Optimismus“ (Grundvertrauen: „das schaffe ich schon, irgendwie; ich kann einen seelischen Schutzschirm hochfahren“)

2. Akzeptanz („ich akzeptiere, was ich nicht ändern kann“)

3. Lösungsorientierung („ich starre nicht gebannt auf die Krise; ich schaue stattdessen achtsam auf die Lösung“)

4. Opferrolle verlassen („ich starre nicht länger auf die Schuldigen. Ich kremple jetzt die Ärmel hoch“)

5. Verantwortung übernehmen („Ich übernehme die Verantwortung für mein Leben“)

6. Zukunft planen („Ich überlege mir einen Plan B und C“)

 7. Netzwerkorientierung („Ich suche mir Unterstützung, und bin auch bereit, Unterstützung anzunehmen“)

 

Aus der Forschung wissen wir: die wichtigste Kraftquelle, die uns als soziale Wesen durch eine Krise hindurch trägt, ist diese „Netzwerkorientierung“, der „Beistand“ (wörtlich „das Beistehen“) von einigen wenigen nahen Menschen.  

 

Falls es für Sie gerade passt, könnten Sie für einen Moment innehalten, und die Frage auf sich wirken lassen:

„Wann konnte ich selbst einem Menschen, der eine Krise durchstehen musste, hilfreich ‚bei-stehen‘?  

Jemandem aus meiner Familie, meiner Partnerin, meinem Partner, einer Freundin, einem Freund, einer Kollegin, einem Kollegen…?

Wann konnte ich – gemeinsam mit anderen Menschen – eine „schützende Mauer“ um ihn bilden, so lange, bis seine eigenen Kräfte ihn wieder sicher getragen haben?“

 

Und wenn das Schicksal mir selber eine Krise zumuten würde:

Welche drei mir nahe Menschen könnte ich dann anrufen?

Und um „Beistand“ bitten?

Wer würde dann wohl gerne Teil einer „schützenden Mauer“ um mich werden?

 

Beistand anbieten, und Beistand dankbar annehmen:

Beides nimmt uns mit hinein in das Kraftfeld der Verbundenheit.

Beides schenkt uns die wertvolle Erfahrung, dass wir nicht nur auf den schönen Abschnitten unseres Weges, sondern eben auch auf den herausfordernden hilfreiche Begleiter an unserer Seite haben.

 

Mir ist seit einigen Jahren unsere tagsüber offene Dorfkirche zu einem Kraftort geworden.

Man kann dort für einen Menschen, um den man sich sorgt, oder auch für sich selbst um Gottes Beistand bitten, indem man eine Kerze entzündet.

 

Vor mehr als 2500 Jahren hat ein Beter eines Psalms seineberührende Erfahrung mit Gottes Beistand in die Worte gefasst:

Ich seh‘ empor zu den Bergen.

Woher kommt mir Hilfe?

Meine Hilfe kommt vom Herrn,

der Himmel und Erde gemacht hat.

Psalm 121, 1f

 

Auch die hohen Räume unserer Kirchen laden zu diesem Blick „nach oben“ ein.

 

Ein wohltuendes Lied nimmt diesen vertrauensvollen Blick des Psalms „nach oben“ auf:

 

„Ich seh‘ empor zu den Bergen,

 Sehnsucht: Wo ist Hilfe?

Mein BEISTAND kommt von dem Einen.

Alle Welt liegt in seiner Hand.

 

Er lässt deinen Fuß niemals wanken,

und der dich behütet, schläft nicht.

Er wird die Augen nicht schließen,

er, der herrscht über Raum und Zeit.

 

Dein Gott bleibt bei dir wie ein Schatten,

und er lässt dich niemals im Stich.

Die Sonne soll dich nicht blenden,

und nicht stören der Mond bei Nacht.

 

Er möge dein Leben bewahren,

und wende Gefahr von dir ab,

behüte all deine Schritte

bis ans Tor seiner Ewigkeit.“

 

Ihnen alles Gute für Ihren weiteren Arbeitstag!

 

Albrecht Sautter

Evang. Pfarramt für Polizei und Notfallseelsorge, Waiblingen, albrecht.sautter@elkw.de

 

Impuls als PDF