Impuls Oktober 2024
„10 glückliche Augenblicke heute“ |
Können Sie sich gerade drei Minuten Zeit nehmen für ein Gedanken-Experiment?
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen heute Abend gemütlich auf dem Sofa, die Beine hochgelegt.
Sie lassen Ihren Tag noch einmal Revue passieren.
Sie schließen kurz die Augen,
und lassen die Frage in sich aufsteigen:
„Fällt mir eine Situation von heute ein, in der ich richtig heiter und glücklich war?“
Wenn Sie bereits jetzt auf Ihren bisherigen Tag zurückschauen:
Erinnern Sie sich schon an einen heiteren, glücklichen Augenblick?
Hierzu einige Ideen von Dr. med. Tatjana Reichart:
- der erste Kaffee am Morgen war lecker
- die Sonne schien
- mein Nachbar hat mich freundlich angelächelt
- ich konnte ein Projekt fertigstellen
- es ist mir gelungen, ein Problem an meinem Rechner selbst zu beheben
- ich habe meinen verlorenen Schlüssel rasch wiedergefunden
- gemeinsam mit einem Kollegen konnte ich über einen derben Scherz von Herzen lachen
- …………………………………………………………………………………………………………….
In ihrem Buch „Das Prinzip Selbstfürsorge“ (München, 2023, Seite 152 f.)
findet sich auch ihre Anregung zu „Das Positiv-Tagebuch“.
„Schreiben Sie sich am Abend mindestens zehn geglückte, schöne oder positive Erlebnisse des Tages auf.
Wieso zehn? Weil Sie drei Situationen relativ schnell finden werden.
Der Kern der Übung ist, dass sich Ihr Gehirn ein wenig „anstrengen“ muss, um Positives zu identifizieren.
Dadurch, dass Sie Ihre Aufmerksamkeit bewusst auf das Positive richten, trainieren Sie Ihre Wahrnehmung generell und nachhaltig in Richtung Optimismus.
Sie gehen durch den Alltag mit dem Wissen, dass Sie abends Ihre zehn positiven Erlebnisse aufschreiben sollen.
Selbst wenn es Ihnen nicht bewusst ist, Ihr Gehirn sucht nun förmlich nach dem Positiven, das später aufgeschrieben werden soll.
Mit der Zeit fallen Ihnen dann schöne Situationen, Momente und Begebenheiten deutlich schneller ins Auge.
Und Ihre Haltung, Ihr Blickwinkel wandelt sich von der Auffassung „Der Tag ist schlecht gelaufen“ zur Ansicht „Der Tag ist gut gelaufen“.
Machen Sie diese Übung regelmäßig, und Sie werden merken, dass sich Ihre Wahrnehmung nachhaltig verändert,
und dass Ihr Wohlbefinden steigt“.
Vielleicht haben Sie ja Lust, sich versuchsweise auf diese kleine Entdeckungsreise einzulassen.
Dann legen Sie heute Abend doch einfach für einige Minuten die Beine hoch,
und lassen Sie diese Frage auf sich wirken:
„Gab es heute Augenblicke, wo ich kurz richtig heiter und glücklich war?“
Und vielleicht haben Sie ja auch Lust, diese Frage gelegentlich einem lieben Menschen zu stellen.
Mir selber geht es tatsächlich sehr gut mit dieser kleinen Entdeckungsreise. Und es tut mir auch richtig gut, wenn meine Partnerin mir am Abend diese Frage stellt. Und bei mir bestätigt sich auch Dr. Tatjana Reicharts Ansage: diese Frage begleitet mich tatsächlich inzwischen auch tagsüber. Und mein Gehirn nimmt diese hellen und glücklichen Augenblicke eben nicht nur ganz kurz und als „Schlaglicht“ wahr. Sondern ich kann einige von ihnen am Abend auch noch bewusst erinnern.
Kirchenvater Augustin (354 bis 430) hat seinen Zeitgenossen diese Frage nach den glücklichen und hellen Augenblicken eines Tages ans Herz gelegt mit der Erinnerung: „Die Seele nährt sich von dem, woran sie sich freut“.
Ihnen alles Gute für Ihren weiteren Arbeitstag!
Und offene Augen und ein offenes Herz für die kleinen und wohltuenden Schönheiten dieser herbstlichen Tage.
Und am Abend einige ruhige Minuten, mit der Erinnerung an einige heitere und glückliche Augenblicke heute.
Albrecht Sautter
Evang. Pfarramt für Polizei und Notfallseelsorge, Waiblingen, albrecht.sautter@elkw.de