Impuls Dezember 2024
Von Engeln in meinem Leben

Engel haben in der Advents- und Weihnachtszeit Hochkonjunktur – all überall findet man sie:

Als Anhänger an Christbäumen, in allen Größen als Dekoration in Schaufenstern, als Tonfiguren auf Fensterbänken, gedruckt auf Teller und Tassen oder Servietten für den Adventscafé am Sonntag.

 

Engel haben Hochkonjunktur – wahrscheinlich deshalb, weil sie in der Weihnachtsgeschichte eine entscheidende Rolle spielen:

Ein Engel verkündet Maria, dass sie den Retter zur Welt bringen wird.

Ein Engel verkündet den Hirten die frohe Botschaft von der Geburt des Heilands.

Ein Engelchor singt und preist Gott.

Wir lesen oder hören viel von dem, was Engel tun – und ganz schön wenig von dem, wie Engel aussehen. Vielleicht sind unsere Vorstellungen und Darstellungen deshalb auch so unterschiedlich.

 

Wie sehen sie aus, Ihre ganz persönlichen Engel?

Blonde, kindliche Lockenköpfe oder große starke Männer und Frauen?

Spüren Sie sie oder sind Sie ihnen vielleicht sogar schon begegnet?

Stehen sie auf der Fensterbank oder bitten Sie um ihren Schutz vor dem Schlafengehen?

 

Ich erzähle Ihnen heute etwas von meinem Engel:

Er trug einen roten Schal, daran erinnere ich mich ganz genau.

Eine dunkle Jacke und Blue-Jeans.

Groß kam er mir vor.

Ein stattlicher Mann mit blonden Locken – ja, tatsächlich.

Und seine Schlittschuhe waren schwarz.

 

Ich muss damals etwa 6 Jahre alt gewesen sein. Es war ein kalter Wintertag. Meine Eltern waren beim Spaziergang schon ein Stück vorausgegangen. Meine große Schwester und ich wollten nicht gehen. Zu verlockend war der zugefrorene See in meinem Heimatort.

Wir wagten uns aufs Eis. Zu nah an die Einlaufstelle des kleinen Baches, der den See speist.

Mit einem Sprung überwand meine Schwester die Stelle – doch meine Beine waren zu kurz. Das Eis brach.

Vieles von diesem Moment ist schwarz, mit den Jahren verblasst.

Aber ihn sehe ich noch vor mir, als sei es gestern gewesen:

Den roten Schal.

Den blonden Lockenkopf und schwarze Schlittschuhe.

Ich spüre seine starken Arme um meinen kleinen Körper.

Und ich erinnere mich, dass ich plötzlich außerhalb des Wassers lag – und der rote Schal war verschwunden…

 

Noch ein weiteres Mal bin ich ihm in meinem Leben begegnet.

Da trug er keine Schlittschuhe, aber den roten Schal.

Auch beim zweiten Mal ging es um Leben und Tod.

Ich kenne seinen Namen nicht. Aber ich nenne ihn meinen Engel.

 

Denn Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen (Psalm 91,11)

 

Nicht immer sehen oder spüren wir unsere Engel.
Nicht immer läuft unser Leben geradlinig.
Nicht immer bleiben wir vor den Gefahren des Lebens verschont.

Es gibt keine Garantie dafür, dass wir immer nur auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Diese Garantie gibt uns kein biblischer Spruch, kein Gebet, kein Engel auf der Fensterbank.

Aber eines ist sicher: Gott verspricht uns, dass er uns nicht alleine lässt. Dass er an unserer Seite bleibt. In frohen Tagen und in Glücksmomenten. Aber ganz besonders auch in traurigen und schweren Zeiten.

Und Gott verspricht: Ich stelle dir Engel an deine Seite. Ich gehe mit dir durch dick und dünn und lasse dich nicht allein, egal was kommt.

 

Vielleicht tragen Ihre Engel einen roten Schal.

Vielleicht aber auch das Gesicht eines unbekannten Menschen, dem Sie in den kommenden Wochen begegnen. Oder Ihr Engel spricht mit der Stimme einer Kollegin oder eines Kollegen.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie Ihren Engeln im Leben begegnen – vielleicht sogar in dieser Advents- und Weihnachtszeit.

Dass Ihre Engel Sie behüten und bewahren – in Ihrem Dienst, den Sie für die Menschen in unserem Land tun. Aber auch in Ihrem Leben außerhalb des Dienstes.

Noch mehr aber wünsche ich Ihnen, dass Sie in den kommenden Wochen auch zur Ruhe kommen können. Sie die Weihnachtsfreude spüren und den Frieden, den Gott uns verspricht.

 

Mit herzlichen Grüßen

Ihr
Andreas Waidler
Ansprechpartner für die Polizeiseelsorge in der Badischen Landeskirche

Andreas.Waidler@ekiba.de

 

Impuls als PDF